Most Likely-Sudden Workshop
Mark Neuner
© 2018 Mark Neuner, Wien, und Park Books AG, Zürich
Text by Gregorio Lubroth:
Wir sind ein Architekturbüro in Wien. Unsere Arbeiten basieren oft auf dem Zusammenspiel von lokalen Einflüssen und unseren vielfältigen Hintergründen. Ich, Gregorio Lubroth, komme ursprünglich aus New York, habe aber für längere Zeit in Mexico City, Istanbul und Rom gelebt. Mein Partner, Chien-shu Tzou ist in Taipei geboren und in Wien aufgewachsen. Viele unserer Arbeiten sind von dem Standpunkt beeinflusst, dass Design, als Teil eines Prozesses dessen Ziel die Materialisierung von Sehnsüchten ist, durch soziale Faktoren die Möglichkeit bietet Gegebenheiten zu verändern. Unsere Projekte sind von den Rahmenbedingungen der individuellen Standorte beeinflusst, sowie auch von den Menschen, die diese Orte bewohnen. Design kann inspirieren, unser Leben bereichern und hat Auswirkungen auf die Art unseres Umgangs miteinander, und mit unserer Umwelt. Ein großer Teil unserer Arbeiten widmet sich dem Schwerpunkt Gastronomie und behandelt somit das Thema der Gemeinschaft. Gastronomieprojekte (Restaurants, Kantinen, Bars, etc.) erlauben uns mit Orten zu arbeiten die gleichzeitig privat als auch öffentlich sind. Es geht um Intimität sowie um Gemeinschaft. Unsere Leben scheinen immer mehr von genau dieser Art der Gleichzeitigkeit beeinflusst zu sein. Als Orte der Versammlung steht die Gastronomie für Öffentlichkeit und vermag dennoch Privatsphäre für die Sinnlichkeiten des Essens und Trinkens zu schaffen. In diesem Zusammenhang empfinden wir den Freiraum mit Wünschen und Atmosphären umzugehen, die den Gemeinschaftssinn testen und stimulieren. Unsere persönliche Verbindung zu Gastronomie wird durch drei Bars verstärkt, die wir gemeinsam besitzen und führen. Ein Zentrales Thema für uns ist das der Gemeinschaften, und wie sich diese kreieren und verändern lassen. In den letzten acht Jahren haben wir viele Erfahrungen sammeln können, die wir jetzt auf andere Bereiche umsetzen wollen. Während sich unsere Entwürfe in ihrer Gestalt und Form sehr unterscheiden, bleibt unser Entwurfsprozess in seiner Fokussierung auf Gegebenheiten, und unseren Einfluss auf diese, konstant. Jedes Projekt birgt die Möglichkeit, durch experimentelle Auseinandersetzungen herauszufinden, wie wir arbeiten, koexistieren, konsumieren und regenerieren. Es sollte von Anfang an gesagt werden, dass wir nicht an den besonderen Qualitäten des Materials interessiert waren. Holz, in diesem Zustand, wurde und wird auch weiterhin wegen seinem strukturellen und ästhetischen Potential untersucht werden. Das Material, auf begrenzte Formate beschränkt, hat uns erlaubt, uns auf andere Dinge zu konzentrieren: 1. Proportion, 2. Masse, 3. Figur, 4. Farbe. Die 4 Figuren (von denen nur 3 gebaut wurden) waren als Variation eines einzigen proportionalen Schemas abwechselnder horizontaler und vertikaler Elemente beabsichtigt. Die Masse wird durch totale Redundanz erzeugt, was wiederum strukturelle Stabilität ergibt: Nur indem man diese Figuren „dick“ macht können sie stabil sein. Die Figuren sind absichtlich überdimensioniert. Nicht alles muss elegant sein. Wir empfinden oft ein Gefühl der Erleichterung, wenn wir mit „Awkwardness“, in diesem Fall „Plumpen“, „Dicken“ Dingen konfrontiert sind. Farbe anzuwenden ist immer schwierig. Obwohl gegenwärtige Trends ein Interesse an „Farbe-um-der-Farbe-willens“ zeigen und ein erneuertes Bewusstsein in der Postmoderne entstanden ist, neigen Architekten dennoch dazu, einen aggressiven Standpunkt im Thema Farbe zu vermeiden; der Materialität zu erlauben, die Palette zu diktieren oder auf Nummer sicher, mit einer Palette an Grautönen, zu gehen. Wir lieben Farbe! Wir lieben ihre Subjektivität, ihre Kontroverse, und am meisten ihre Fähigkeit, Figuren zu schaffen. Die vier Figuren habend abwechselnde Farbschemata auf jeder Seite. Auf Grund der Bautechnik (siehe unten) haben die Figuren eigentlich nur zwei Fronten. Die Farben sollen die Ungeschicklichkeit der Figuren akzentuieren, aber auch helfen, zu vergessen, dass die Figuren aus Holz sind.