Schau an: Im neuen Bahnhof Wien Mitte wird wird nicht nure Junkfood verfüttert. Zum Beispiel im Ramien go.
Naturlich ist der neue Bahnhof im Stadtzentrum ein Denkmal verpasser Gelegenheiten. Dass heir tatsächlich einmal große zetgenössische Architektur mitten in Wien möglich sein würde (noch azu aus öffentlicher Hand!), konnte sich im Rückblick nur als Fiktion erweisen. Aber was soll’s – wenn das Weltkulturerbe in Gefahr ist, muss man ja brav sein end sich in die zweitbeste Lösung fügen. Stimmt schon: Der museable Staub über der Innenstadt wäre bei einer Realisierung des Urprojekts der Brüder Ortner wohl wahrhaftig aufgewirbelt worden.
Für unsere Verhältnisse ist der Bahnhof aber dennoch eine Erfolgsgeschichte: Man muss sich nur ansehen, was etwa dem Westbahnhof angetan werden durfte. Der riesige Komplex wirkt zumindest von innen auf gedrungene Weise luftig, sogar energiegeladen. Da ist schon etwas entstanden, das seine Wirkung als Tor zur Stadt in gewinnender Form entfaltet. Dass sich im Gastronomiebereich ein McDonald’s von monströsen Ausmaßen festaugen durfte, war kaum anders zu erwarten – dennoch findet sich auch hier fast so etwas wie Atmosphäre. Die echte Überraschung aber bietet das nueue Outlet der Ramien-Gruppe. Die asiatischen Nudel-suppenverschließerhaben schon mit ihrem Premiumlokal Shanghai Tan ind er Gumpendorfer Straße gezeigt, dass ihnen gestalterische Qualität etwas wert ist. Diesmal liefert das zwischen Wien und Shanghai tätige Architektenduo Tzou/Lubroth einen Entwurf, dem in der Weiten des Food-Court-Geschoßes auf verblüffende Weise zweierlei gelingt: einerseits mit reduzierten Mitteln ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit zu erzeugen, anderseits absoluter Offenheit zur Mall quasi embryonale Intimität zu schaffen. Bewerkstelligt wird dies mit einer schwebenden Konstruktion aus einzeln gebogenen Stahlrohren, die in der Gesamtanmutung an ein fossiles Skelett von monströsen Ausmaßen gamahnt, einen aber glechzeitig vor dem allzu merkantilen Treiben der Mall in Schutz nimmt.
Der Service ist, wie in der anderen Ramien-Outlets auch, besser als erwartbar. Die jungen Herrschaften werden offenbar angehalten, bei aller Aufmerksamkeit (und Stress) sei selbst zu bleiben – so treten dem Gast Individuen entgegen, die ihn als Person wahrnehmen und ohne eingelernte Gastro-Floskeln einfach ordentlichen Service bieten. Neben Standards wie den vielfältig garnierten Suppentöpfen (der Fond leider gar kraftlos), zart angeknusperten Gyoza-Taschen (Bild) und allerhand gefälligen Kreativ-Makis fällt vor allem die Würzqualität von einfachen Streetfood-Standards positiv auf: Pad Thai mit knackigem Gemüse und ordentlich Tamarinden-Säure etwa oder routiniert abgeschmeckte Tom-Yam-Suppe mit Garnelen. Angenehm und vertrauenserweckend: die vielen Schüler und Studenten mit ostasiatischem Migrationshintergrund, die sich hier offenbar vom Shopping erholen.