Architektur & Bau FORUM
03.10.2019
Ausstellung: ‘Space & Experience’
text: Chritine Müller
Sieben ausgewählte Qualitäten bilden die Grundlage, nach der Kuratorin Nicole Stoecklmayr die 23 Exponate zehn interantionaler Architektur- und Designbüros ausgewählt hat. Die Ausstellungsarchitektur übernahmen Tzou Lubroth Architekten, die mittels weißen Abwasserrohren eine luftige Hülle vor den Bestand schoben, die als Hängefläche dient. Tzou Lubroth gestalteten auch die sieben kreisförmigen Pavillons, die der Besucher auf dem Weg in die Ausstellung durchschreitet und die auf das zu Sehende einstimmen sollen. Mit der unterschiedlichen Farbigkeit der glasierten Biberschwanzziegel (wie die Rohre sind auch diese der Kooperation mit Wienerberger zu verdanken) möchte man auf sieben Qualitäten – Materialität, Ökologie, Atmosphären, Partizipation, Gastlichkeit, Gemeinschaften und die Perspektive – hinweisen, die eine zukünftige Architektur für „ein besseres Leben“ kennzeichnen und denen auch die Projekte zugeordnet sind.
Projekte für die Zukunft
Dem Gedanken der Ökologie ist auch die Idee geschuldet, Kunststoffrohre gestalterisch einzusetzen; an eine Holzrahmenunterkonstruktion mittels Klipps befestigt werden diese nach Ausstellungsende zur Verbauung verwendet. Die 23 Projekte sollen illustrieren, dass Architektur mit unterschiedlichen Ansätzen geschaffen wird, auch der forschungsbasierten Architektur, die im akademischen Kontext entsteht, kommt große Bedeutung zu. So etwa schuf ecoLogicStudio (Claudia Pasquero und Marco Poletto) mit H.O.R.T.U.S. einen mit Blaualgen bewachsenen Prototypen aus 3D-gedruckten Bioplastik-Elementen, in die Algen eingebracht wurden, die photosynthesefähig sind und wie Minibioreaktoren Sauerstoff und Biomasse produzieren. Das Prinzip ist sowohl für die Anwendung im Innen- wie im Außenraum geeignet. An einer Fassade eingesetzt kann es zur Verbesserung des Stadtklimas beitragen. Der Skygarden in Seoul, nach Plänen des Büros MVRDV, entstand auf dem hochgeführten Teilabschnitt der ehemaligen Stadtautobahn, die aus statischen Gründen geschlossen werden musste. Auf der Länge von fast einem Kilometer zieht sich diese nun als begrünter Erholungsraum durch die Stadt.
Die Zukunft Planen
Wie kam nun gerade diese Projektauswahl zustande, in der manche Büros mehrfach präsent sind? „Die Ausstellung ist Teil der Vienna Biennale für Change und sollte Projekte zeigen, die auf die Zukunft ausgerichtet sind“, erläutert Stoecklmayr. „Vor allem aber auch solche, die man nicht so leicht zu sehen bekommt, wie Forschungsprojekte aus dem Bereich des Computerdesigns. Manche Büros sind mehrfach vertreten, um erkennbar zu machen, dass sich viele Strömungen der Architektur auf unterschiediche Art mit Zukunftsthemen im Kontext von Nachhaltigkeit und Digitalisierung befassen. Raum ist heute nicht nur Innen-, Außen-, Wohn- oder Arbeitsraum, sondern virtuell augmentiert, digital. Die ausgewählten Projekte verdeutlichen mit unterschiedlichen Ansätzen, was Raumerlebnis und -erfahrung heute sein kann.“ Zu sehen ist also zukunftsweisende Architektur, die einen Mehrwert schafft, der nicht unbedingt mit Rendite zu erklären ist. Der Kuratorin war es auch wichtig, öffentliche Projekte auszuwählen, damit die Möglichkeit besteht, sich diese auch anzusehen. „Man muss nicht immer Fachexperte sein, um zu verstehen, wie Architektur funktioniert“ – auch das soll die Auswahl der Projekte in der didaktisch aufgebauten Schau deutlich machen. „Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen, um mehr zu sehen und zu erkennen – auch anhand neuer digitaler Zugangsformen.“
Bis 6. Oktober:
MAK – Museum für angewandte Kunst
Stubenring 5
1010 Wien